Jahresrückblick 2020: DigiDem

2020 neigt sich dem Ende zu und auch für unsere Forschungsgruppe schließt sich so der Kreis eines außergewöhnlichen Jahres. Doch bevor wir ihm den Rücken kehren, wollen wir mit euch noch einmal einen Blick zurückwerfen auf das, was uns im letzten Jahr beschäftigt hat, die – teils ungewöhnlichen – Formate mit denen wir unserer Arbeit nachgingen und die Menschen, die uns in diesem Jahr begleitet haben.

Los geht’s mit: Corona. Klar, auch die Arbeit bei uns war wesentlich von der Pandemie und ihrer Bekämpfung geprägt, mit dem Nebeneffekt, dass wir problemlos einen Fotokalender fürs neue Jahr mit Zoom-Screenshots unserer Forschungsgruppe füllen könnten. Aber das ist nicht worauf wir hinaus wollen, vielmehr hat Corona und die gesellschaftlich-politischen Folgen auch als Forschungsgegenstand unser Jahr geprägt. Jeanette Hofmann hat aus einer Infrastrukturperspektive über die Corona-App und Contact Tracing geschrieben und wir anderen haben im Laufe der Monate einen genaueren Blick auf den WirVsVirus Hackathon und dessen demokratietheoretische Bewertung geworfen: In den WZB-Mitteilungen noch vor allem die darin stattfindende Konstitution einer Krisengemeinschaft in den Blick nehmend, haben wir den Hackathon mittlerweile noch weiter aufgearbeitet und hoffen im neuen Jahr eine vielschichtigerer Abhandlung im längeren Journal-Format präsentieren zu können. In der fragen wir dann aus repräsentationstheoretischer Perspektive nach demokratischen Verdiensten und Versäumnissen.

Natürlich blieb aber auch viel Zeit, um an unserem Kernthema zu arbeiten. Gleich zu Beginn des Jahres ist unsere Positionsbestimmung zur digitalen Konstellation in der Zeitschrift für Politikwissenschaft (ZPol) erschienen. Hier ergründen wir, wie für die Politikwissenschaft ein umfassendes Digitalisierungsverständnis aussehen sollte – und können zum Jahresende frohgelaunt verkünden, dass auch eine englische “Digital Constellation” erschienen ist (als working paper in der Weizenbaum Series). Weitere dieses Jahr veröffentlichte Artikel sind ein Beitrag von Sebastian und Thorsten zu Widerstand in der digitalen Konstellation, ein Artikel zu #metwo als politisch-epistemische Praxis (Sebastian, Tim und Ann-Kathrin Koster), von Sebastian (mit Daniel Staemmler) zu alternativen Infrastrukturen als Element demokratischer Digitalisierung, von Thorsten (mit Julia Pohle) zu Digital Sovereignty und von Thorsten solo zu digitaler Öffentlichkeit sowie zu  Demokratie in der digitalen Konstellation.

Und auch jenseits der Textarbeit waren wir umtriebig. Sebastian nutze die letzte Möglichkeit vor dem Kollaps des internationalen Reiseverkehrs für einen Forschungsaufenthalt in Princeton. Niklas diskutierte beim Digitalen Salon des HIIG über Hate Speech und wurde mit seinem wissenschaftlichen Arbeiten in der SZ porträtiert. Jeanette und Thorsten hielten beim 2nd French-German-Japanese Symposium Human-centric Artificial Intelligence einen Vortrag über „AI and Democracy“ – was aber eigentlich in Tokio hätte stattfinden sollen, ereignete sich nun völlig virtuell mit bunten Avataren, die zudem nicht nur referieren, sondern auch am Strande tanzen konnten und uns das einzig nicht auf Zoom entstandenen Gruppenfoto des Jahres bescherte.

Das virtuelle Arbeiten ging aber nicht nur für uns mit ungewöhnlichem Gastauftritten einher, auch wir konnten viele Gäst*innen begrüßen, um mit ihnen zu tun, was wir am liebsten tun: ran an den Text und rein in die Diskussion. Danke an Lucy Parry & Hans Asenbaum, Helmut König, Andreas Jungherr und Enrico Peuker, die im virtuellen Lektürecolloquium aktuelle Arbeiten diskutiert haben. Und besonderen Dank auch an Colin J. Bennett, Isabelle Ley und Tim Wihl, mit denen wir Workshops zu Privacy and Data-Driven Elections und zum Demokratieprinzip im Grundgesetz veranstaltet haben. Außerdem mussten wir uns nach über zwei tollen Jahren von unserer studentischen Hilfskraft Tim König verabschieden, der eine Promotionsstelle angetreten hat und haben seitdem Katja Reuter im Team willkommen geheißen. Und zum Ende des Jahres kamen sogar noch einmal zwei Fellows an Bord: Robert Gorwa und Irina Kalinka, die uns auch in 2021 noch etwas begleiten werden.

Und wer jetzt nicht längst genug von uns hat und sich fragt, wie im Lockdown die Zeit rumzukriegen sei, dem seien zum Abschluss unsere Podcast-Auftritte bei Weizenbaum im Homeoffice zu Demokratie, Civic Tech und Corona-Krise und Future Histories zu – Überraschung – Demokratie in der digitalen Konstellation empfohlen.

In diesem Sinne: Einen guten Rutsch und auf ein weniger pandemisches 2021!