Feministische Theorien der Digitalisierung – feministische Theorien der Demokratie

Freitag, 15. Oktober 2021, 10:00 - 16:00 Uhr 
WZB, Raum A310

Der interdisziplinäre Workshop mit Francesca Schmidt und Katharina Hoppe widmete sich feministischen Perspektiven auf Digitalisierung. Diese haben eine lange Tradition: Schon in den 80er-Jahren imaginierten Cyberfeministinnen, wie uns neue Technologien aus der binären Geschlechterordnung befreien könnten. Heutzutage gehören Feministinnen zu den Stimmen, die oft besonders früh und nachdrücklich auf die potentiell herrschaftsverstärkenden Effekte der unreflektierten bzw. unregulierten Anwendung digitaler Technologien hinweisen, beispielsweise im Kontext von Hate Speech, Überwachung oder algorithmischer Entscheidungssysteme. Diese historische Entwicklung, sowie die unterschiedlichen Arten und Weisen, wie Feminist*innen über digitale Technologien, deren Auswirkungen auf Macht und Herrschaft und das Verhältnis zur Demokratie nachdenken, wollen wir auch in der Auswahl unserer Texte abbilden.

Publikation in der PVS: Civic Hackathons und der Formwandel der Demokratie

Unsere neueste Publikation Civic Hackathons und der Formwandel der Demokratie. Eine repräsentationstheoretische Analyse von #WirVsVirus“ ist jetzt Open Acces in der Politische Vierteljahresschrift (PVS) erschienen. Darin nehmen wir den Fall des zu Beginn der Coronapandemie organisierten und von der Bundesregierung unterstützten Civic Hackathons #WirVsVirus zum Ausgangspunkt, um die demokratietheoretischen Implikationen dieses technologisch orientierten Handlungsformats zu diskutieren. In dem gemeinsam von Sebastian, Veza, Rebecca, Niklas und Thorsten verfassten Aufsatz wird mithilfe eines repräsentationstheoretisches Ansatzes untersucht, wie unterschiedliche Ansprüche gesellschaftlicher Gestaltung in und durch Civic Hackathons erhoben und verhandelt werden. Dabei lässt sich erkennen, dass der Hackathon eine erfolgreiche Durchsetzung der Repräsentationsansprüche von Civic-Tech-Initiativen an den administrativen Staat darstellt. Mitten in der Krise etablieren sie ein neues Format, das effiziente und subsidiäre Problemlösungen verspricht. Der demokratische Beteiligungsanspruch des Hackathons wird hingegen nur partiell eingelöst: Zwar ermöglicht das Format ein offenes, öffentlichkeitswirksames Einbringen von Vorschlägen. Aufgrund der technologisch-organisatorischen Struktur und des kompetitiv-lösungsorientierten Verfahrensmodus verbleiben Handlungs- und Entscheidungsmacht jedoch weitgehend bei den Organisator*innen.

KI und Demokratie: Podiumsdiskussion mit Thorsten

Heute, am 27.04, fand das vom BMBF und der Gesellschaft für Informatik ausgerichtete KI-Camp 2021 statt. Leider nur virtuell, aber mit einem tollen Programm (u.a. eine Keynote von Timnit Gebru) und vielen Möglichkeiten für junge Menschen sich sehr interdisziplinär mit Künstlicher Intelligenz auseinanderzusetzen. Ein Teil davon war auch eine Podiumsdikussion einige Thesen zu KI und Demokratie. Das vom Goethe-Institut organisierte Panel udn von Helen von Schwichow moderierte Panel versammelte neben Thorsten auch noch Ann-Kathrin Koster und Kaan Sahin. Es ging um Auswirkungen der KI auf demokratische Öffentlichkeiten und Wahlen, Regulierungsoptionen udn die nahe und mittlere Zukunft der Entwicklung.  Auf der Seite zum Camp findet ihr weitere Infos und sicher dann auch bald Videomitschnitte und ähnliches: https://kicamp.org/

Jahresrückblick 2020: DigiDem

2020 neigt sich dem Ende zu und auch für unsere Forschungsgruppe schließt sich so der Kreis eines außergewöhnlichen Jahres. Doch bevor wir ihm den Rücken kehren, wollen wir mit euch noch einmal einen Blick zurückwerfen auf das, was uns im letzten Jahr beschäftigt hat, die – teils ungewöhnlichen – Formate mit denen wir unserer Arbeit nachgingen und die Menschen, die uns in diesem Jahr begleitet haben.

Los geht’s mit: Corona. Klar, auch die Arbeit bei uns war wesentlich von der Pandemie und ihrer Bekämpfung geprägt, mit dem Nebeneffekt, dass wir problemlos einen Fotokalender fürs neue Jahr mit Zoom-Screenshots unserer Forschungsgruppe füllen könnten. Aber das ist nicht worauf wir hinaus wollen, vielmehr hat Corona und die gesellschaftlich-politischen Folgen auch als Forschungsgegenstand unser Jahr geprägt. Jeanette Hofmann hat aus einer Infrastrukturperspektive über die Corona-App und Contact Tracing geschrieben und wir anderen haben im Laufe der Monate einen genaueren Blick auf den WirVsVirus Hackathon und dessen demokratietheoretische Bewertung geworfen: In den WZB-Mitteilungen noch vor allem die darin stattfindende Konstitution einer Krisengemeinschaft in den Blick nehmend, haben wir den Hackathon mittlerweile noch weiter aufgearbeitet und hoffen im neuen Jahr eine vielschichtigerer Abhandlung im längeren Journal-Format präsentieren zu können. In der fragen wir dann aus repräsentationstheoretischer Perspektive nach demokratischen Verdiensten und Versäumnissen. Weiterlesen

Kolloquium mit Andreas Jungherr

Zu unserem wöchentlichen Lektürekolloquium haben wir uns wieder einen Gast eingeladen: Andreas Jungherr, Professor für Digitalisierung und Öffentlichkeit an der Universität Jena, hat sein neues Buch „Retooling Politics. How Digital Media are Shaping Democracy“ (Co-Autoren: Gonzalo Rivero und Daniel Gayo-Avello) präsentiert und mit uns für zwei Stunden alle Fragen rund um Veränderung der Demokratie in der digitalen Konstellation erörtert. Gemeinsam haben wir etwa diskutiert, wie groß der Einfluss digitaler Medien auf die Politik jenseits populärer Debatten tatsächlich ist, was dies für politische Akteure und deren Handeln bedeutet und wie der Einfluss des Digitalen auf die Politik sinnvoll theoretisch zu fassen ist. Es war eine tolle Diskussion und ist ein spannendes Buch. Danke fürs Vorbeischauen!

Vortrag: AI and Democracy

Jeanette und Thorsten haben auf dem 2nd French-German-Japanese Symposium Human-centric Artificial Intelligence einen Vortrag mit dem Titel „AI and Democracy. Conceptual Considerations“ gehalten. Der Beitrag auf der rein in einer virutellen Umgebung abgehaltenen hochkaratäigen einwöchigen Konferenz war Teil einen Panels zu Artificial Intelligence und Demokratie auf dem wir mit Caroline Lair (The Good AI), Takehiro Ohya (Keio University), Claude Kirchner (INRIA) und Wolfgang Schulz (Bredow-Institut) diskutiert haben. Fraglos eine interessante Erfahrung und eine tolle Diskussion!

Neue Publikation: Political Opinion Formation as Epistemic Practice. The Hashtag Assemblage of #metwo

Es gibt eine neue Publikation (open access) aus dem Kontext der Gruppe: Unter dem Titel „Political Opinion Formation as Epistemic Practice: The Hashtag Assemblage of #metwo“ untersuchen Ann-Kathrin Koster, Tim König und Sebastian Berg die Nutzung von Hashtags in politischen Praktiken. Entlang einer umfassenden Netzwerkanalyse des Hashtags #metwo auf Twitter argumentieren die AutorInnen, dass diese Assemblagen als Produkt epistemischer Praktiken theoretisch konzipiert und in die Tradition datenbasierter politischer Meinungsbildung gestellt werden können. Welche Konsequenzen sich daraus ableiten lassen, könnt ihr hier nachlesen.

Der Beitrag ist Teil einer tollen, international besetzten Special Issue zum Thema „The Ongoing Transformation of the Digital Public Sphere“ und wurde von Emiliana De Blasio (LUISS University, Italy), Marianne Kneuer (Hildesheim University, Germany), Wolf J. Schünemann (Hildesheim University, Germany) und Michele Sorice (LUISS University, Italy) herausgegeben. Alle Beiträge sind open access und lassen sich hier einzusehen.

 

We´re hiring!

Wenn du unser fantastisches Team unterstützen möchtest und für Fragen der gesellschaftlichen Folgen von Digitalisierung für die Demokratie mit besonderer Affinität zu Fragen der Politischen Theorie brennst, dann bist du bei uns genau richtig! Wir suchen eine wissenschafltiche Hilfkraft ab Mitte September. Alle Infos zum Bewerbungsverfahren unter dem Strich.

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Artikel: Krisen-Experiment

In den jüngsten WZB-Mitteilungen wird unter der Überschrift „Neue Verhältnisse“ über die Corona-Pandemie und ihre gesellschaftlichen Folgen nachgedacht. Wir als Forschungsgruppe „Demokratie und Digitalisierung“ haben auch über das Thema geschrieben. Der Artikel „Krisen-Experiment. Wie der Hackathon #WirVsVirus neue Formen demokratischer Beteiligung erprobt“ ist ab sofort im Heft oder hier als PDF abrufbar. Mitgeschrieben haben: Sebastian Berg, Rebecca-Lea Korinek, Veza Clute-Simon, Niklas Rakowski und Thorsten Thiel. In dem Artikel untersuchen wir exemplarisch die Initiative #WirVsVirus als eine Form experimenteller Krisenpolitik, die es ermöglicht, partizipativ – und digital vermittelt – „Krisengemeinschaften“ zu bilden. Hierbei debattieren wir, wie sich in der Corona-Pandemie auch Demokratisierungsoptionen eröffnen und argumentieren, dass durchaus neue Möglichkeiten der Institutionalisierung beteiligungsoffener zivilgesellschaftlicher Lösungen an der Schnittstelle von Gesellschaft und Staat entstehen.

Neben unserem Beitrag gibt es noch viel weiteres Lesenswertes im Heft. Besonders ans Herz legen wollen wir euch natürlich die Beiträge unserer direkten Kolleg*innen am Weizenbaum-Institut: Jeanette Hofmann mit einer Infrastruktur-Perspektive auf die Corona-App (PDF), Rainer Rehak zu Datenschutzrisiken der App (PDF) und Florian Eyert zum Zusammenhang von Epidemie und Modellierung (PDF).